In den USA boomt ein neues Lust-Training für Paare. Vor allem Frauen eröffnet „OMing“ eine bislang verborgene Dimension der Leidenschaft
Orgasmische Meditation
Wann sie zuletzt so empfunden hatte? Emilie weiß es nicht. War der
Sex zwischen ihr und Chris überhaupt je so intensiv* dass sie nicht nur brennende
Lust spürte* sondern vor Verlangen am ganzen Körper zitterte und beim Orgasmus glaubte* ein Sprengen aller Blockaden wahrzunehmen? Dass sie selbst Tage danach von der Energie zehrte* die sich auf dem Höhepunkt entladen hatte? „Es war die intensivste Berührung seit Jahren“* erinnert sich die 34-jährige New Yorkerin.
Nur 15 Minuten brauchte ihr Partner Chris* um ihr einen Orgasmus zu schenken* wie sie ihn noch nicht erlebt hatte – 15 Minuten und „OMing“* das Emilie zu einem neuen Lebensgefühl und Sexualität in US-Medien zum großen Comeback verhalf. Die „New York Times“ kürte „orgasmische Meditation“* so der volle Name* zum Trend. An anderer Stelle war von einem Meilenstein für die sexuelle Befreiung der Frau die Rede.
Um herauszufinden* was dahintersteckt* muss man eine Welt* in der Vernunft das Maß aller Dinge ist* hinter sich lassen. Denn OMing beruht zwar auf wissenschaftlichen Erkenntnissen über weibliche Erregung. Wichtiger ist aber der Glaube* dass Frauen mithilfe bestimmter Meditationstechniken Orgasmen erleben können* die alles übertreffen* was sie bislang für möglich hielten: mehr Intensität*
mehr Lust* mehr Nähe zum Partner.
Die stärkste Kraft* die wir besitzen
„Man hat es mit der stärksten Kraft zu tun* die wir besitzen. Und durch OMing können wir sie freisetzen“* sagt Nicole Daedone* die Erfinderin der Methode. Sie will
Paaren beweisen* dass es nicht auf extreme
Sexpraktiken ankommt. „Im Gegenteil“* so Daedone* „ein absolut überwältigender Höhepunkt ist das Ergebnis von Konzentration* Disziplin und Abstimmung.“
Wie die Faktoren zusammenspielen* zeigt sich in Seminaren* die Daedone und ihr Team in den „One Taste“-Centern in New York und San Francisco halten. Junge und Ältere findet man hier* Karriere-Pärchen* Liebende* die Tao oder
Tantra kennen und auch an die Kraft von OMing glauben. Sie sammeln sich in Yoga-Lofts oder wählen ein kleines Studio* wenn sie die Zweisamkeit vorziehen* die Frau mit nacktem Unterleib auf einer Matte liegend* der Partner kniend neben ihr.
Seine Aufgabe: Die Liebste in 15 Minuten zum Gipfel der Lust führen* indem er ihre Klitoris nur mit dem Zeigefinger streichelt* während sie sich ganz auf das Gefühl an ihrer Lustperle konzentriert. „Je heftiger ihre Reaktion* desto intensiver darf er sie streicheln“* erklärt Nicole Daedone – und das war es schon* zumindest was die Technik betrifft.
OMing kennt keine anderen Berührungen als diese eine* keine
leidenschaftlichen Küsse* keinen Liebesakt. Weshalb Frauen in der Viertelstunde trotzdem am ganzen Körper zittern* vor Lust schreien und später berichten* der Orgasmus sei „wie ein Stromschlag“ gewesen* bei dem sich die Grenze zum Partner aufgelöst habe? Aus dem gleichen Grund* aus dem Männer von einem „Gefühl der Trunkenheit* gepaart mit sexueller Erregung und extremer Konzentration“ berichten.
Stimulation des limbischen Systems
Was Kritiker für Esoterik-Gerede halten* hat einen fundierten Hintergrund. Wie alle fernöstlichen Liebespraktiken zielt OMing darauf* das limbische System zu stimulieren – den Teil unseres Gehirns* der für Gefühle zuständig ist. „Je mehr sich der Mann auf das Streicheln und die Partnerin konzentriert* und je stärker sie ihre Empfindungen fokussiert* desto stärker reagiert das limbische System* und desto intensiver spüren sie die
sexuelle Energie zwischen sich fließen“* erklärt Nicole Daedone.
Gestützt wird der Ansatz durch Befunde der Universität San Francisco* die im Buch „A General Theory of Love“ (Random House* nur auf Englisch) unter dem Begriff „limbische Regulation“ nachzulesen sind. Demnach beeinflussen Mitmenschen chemische Prozesse in unserem Gehirn. Je näher sie uns emotional stehen* desto heftiger der Effekt. Im Fall von OMing bedeutet das: Absolute Konzentration auf sich und die Berührung des Partners hält An- und Entspannung konstant hoch* so erleben Frauen den Höhepunkt bewusst.
Welche Folgen das hat* ahnte Emilie nicht. Ihre wachsende Lust auf
Sex* die Intensität der Orgasmen* die Zufriedenheit* die sie auch bei Chris spürt* und eine neue* tiefere Verbundenheit mit dem Liebsten hätten sie aber überzeugt* so die Grafikdesignerin. Viele Paare seien ähnlich kritisch* stellt Nicole Daedone oft fest.
„Ich kann nachvollziehen* dass es seltsam wirkt“* sagt sie* um dann zu berichten* welche Erfahrungen sie machte* als sie in den 60ern erstmals mit Yoga in Kontakt kam. Damals galt der Sport* den heute selbst Ärzte empfehlen* als Hirngespinst. „Noch mal 30 Jahre“* da ist Daedone sicher* „und OMing wird genauso beliebt und anerkannt sein.“
Wachsende Lust* intensivere Orgasmen* mehr Intimität – so funktioniert OMing
Ich? Ich. Ich!
Erkunden Sie Ihren Körper. Wo kribbelt es bei Berührungen? Was lässt Ihre
Brustwarzen hart werden? Ein Streicheln im Nacken? Widmen Sie sich der Stelle ausgiebig.
Das bringt es: Mehr Konzentration auf Ihre
Lust und ein Gefühl dafür* was
Erregung in Ihnen auslöst.
Durchatmen.
OMing lebt von richtiger Atmung: Durch die Nase Luft holen* bis das Zwerchfell (nicht der Brustkorb) sich weitet. Durch den
Mund ausatmen* den Bauch dabei leicht einziehen.
Das bringt es: Entspannung* die Ihnen helfen wird* sich beim OMing ganz auf Ihre Lust zu konzentrieren.
Disziplin* bitte!
Legen Sie sich hin* die Beine gespreizt* entspannen Sie. Ihr Partner streichelt Ihre Klitoris – nur diese Stelle! Rhythmus und Intensität passt er Ihrer Reaktion an.
Das bringt es: Ihr Hotspot steht im Fokus und wird Ihrer Erregungskurve entsprechend stimuliert.
OMm.
Lassen Sie die Augen geschlossen* spüren Sie die Energie in Ihrer Klitoris. Der Atem fließt* alles andere ist egal. Die Arme zittern* ein Beben im Unterleib? Es ist soweit…
Das bringt es: Einen Höhepunkt ohne jeglichen Druck* sondern aus wilder* entfesselter Energie.
Sex* aber slow.
Fühlen Sie beim OMing* aber auch beim Sex mit dem Partner Ihrer Lust nach. Erleben Sie bewusst* wie Ihr Körper reagiert. Das Gleiche sollte Ihr Liebster im Bett tun.
Das bringt es: Je feiner Ihr Gespür für Ihre Lust* desto intensiver nehmen Sie auch den Höhepunkt wahr.