Shiko Postimin Tek
Vjetër 31-10-12, 19:35   #18
Zana_ch
"Mistrece Gjakovare"
 
Avatari i Zana_ch
 
Anëtarësuar: 26-08-05
Vendndodhja: n'shtepi
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Zana_ch i pazëvëndësueshëmZana_ch i pazëvëndësueshëmZana_ch i pazëvëndësueshëmZana_ch i pazëvëndësueshëmZana_ch i pazëvëndësueshëmZana_ch i pazëvëndësueshëmZana_ch i pazëvëndësueshëmZana_ch i pazëvëndësueshëmZana_ch i pazëvëndësueshëmZana_ch i pazëvëndësueshëmZana_ch i pazëvëndësueshëm
Gabim Titulli: SPIEGEL-Interview mit dem albanischen Schriftsteller Ibrahim Rugova über den

DIENSTAG, 6. APRIL

Die Gesichter jener "Sicherheitskräfte", die mir die Rückgabe von Auto und Gepäck versprochen haben, sind mittlerweile frostig. Ein Angestellter des Hotels empfiehlt, ich solle mich sofort aus dem Staub machen. Man habe Zweifel über meinen Verbleib während der vergangenen sechs Tage. Angeblich solle ich liquidiert werden.

Rasa von der serbischen Polizei in Belgrad will helfen. Meine Sekretärin hat ihn ebenfalls alarmiert. Er empfiehlt, statt des Autos und meines Gepäcks samt Computer, Fotoausrüstung und Bargeld "lieber meinen Kopf" zu retten. Rasa: "Hau ab, setz dich sofort in den Autobus nach Belgrad." Er werde dafür sorgen, daß mich die Kontrollposten auf dem Weg passieren lassen.

Die Abfahrt des Busses ist fahrplanmäßig in 5 Minuten, der Fußmarsch zum Busbahnhof dauert mindestens 40 Minuten. Und wieder ist es einer der wenigen Serben, die mich in diesen Tagen nicht als "Staatsfeind" betrachten, der mich dorthin bringt. Die Tickets sind für Tage im voraus verkauft. Mein Helfer erwirkt eine "unplanmäßige" Karte, beschwört noch den Busfahrer und setzt mich in den Bus von Pristina nach Belgrad - zwischen serbische Soldaten, Polizisten und Patrioten in vorderster Front.

Neben mir sitzt Dragan. Ich erkläre ihm, ich sei eine Schweizer Journalistin. Immerhin, die Schweiz bombt nicht mit den Alliierten. Dragan meint, er verstehe die Welt nicht mehr, seit die Nato bombardiert. Im Bus wird das Radio auf volle Lautstärke gedreht. Clinton wird mit Hitler verglichen, die Nato mit Terroristen. Jede Propagandameldung, sei es über zerstörte serbische Wohnhäuser oder abgeschossene Nato-Flugzeuge, wird mit lautem Hallo oder Oooh kommentiert.

Plötzlich sehen wir vor uns kilometerlange Kolonnen von Fuhrwerken, kleinen Lkw und Personenwagen - vollbeladen mit albanischen Flüchtlingen. "Woher kommen die?" fragt der Busfahrer erstaunt. Die seien in der Nacht von der mazedonischen Grenze vertrieben worden, sagt ein Soldat in grüner Uniform.

Der Elendstreck zieht sich endlos hin, von Gnjilane bis fast nach Bujanovac. "Ab in die Türkei!" höhnen die Businsassen verärgert.

Die Fahrt geht weiter, vorbei an der zerstörten Kaserne von Leskovac. Dann auf den "Autoput", der nach Nis führt. Etwa 15 Autobusse mit "Freiwilligen" kommen uns entgegen. Die Businsassen begrüßen sie mit hocherhobenen Händen und Freudenrufen. Mitten im Zentrum von Nis, zwischen dicht aneinandergedrängten Hochhäusern, wurde die Kommandozentrale der Polizei zerstört. Die Treffsicherheit der Nato, gesteht Dragan, sei "phantastisch".

Weiter geht es nach Belgrad. Nur noch Militärpolizei kontrolliert jetzt, und ausschließlich Soldaten in Uniform, die im Bus reisen. Man sucht nach Fahnenflüchtigen. Die Nachrichten berichten von 1500 deutschen Soldaten in Mazedonien, die angeblich ihre Waffen weggeworfen hätten und nach Griechenland geflohen seien. Keiner im Bus zweifelt daran, auch nicht an den weiteren Meldungen weltweiter Unterstützung für Serbien.

Gegen 20.30 Uhr ist die Silhouette von Belgrad zu sehen - fast wie Las Vegas nach Wochen nächtlicher Total-Finsternis in Pristina. Das Leben scheint normal zu pulsieren. Niemand reagiert auf den einsetzenden schrillen Signalton eines bevorstehenden Luftangriffs. Man hat sich an den Krieg gewöhnt.
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