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Gabim SPIEGEL-Interview mit dem albanischen Schriftsteller Ibrahim Rugova über den National

26.06.1989

Die Serben kommen als Rächer wieder

SPIEGEL-Interview mit dem albanischen Schriftsteller Ibrahim Rugova über den Nationalitätenstreit in Jugoslawien

Ibrahim Rugova, 44, Professor für Literatur an der Universität Pristina, ist Vorsitzender des Schriftstellerverbandes im dem zu Serbien gehörenden autonomen Gebiet Kosovo

SPIEGEL: In dieser Woche gedenken die Serben mit großem Aufwand des 600. Jahrestags der Schlacht auf dem Amselfeld, in der das mittelalterliche serbische Reich dem Ansturm der Türken unterlag. Über eine Million serbischer Patrioten werden erwartet. Empfinden die Albaner diese Feier als Provokation?

RUGOVA: Natürlich ist es eine Provokation. Es ist eine rein serbische, chauvinistische Feier. Ich würde den Aufmarsch akzeptieren, wenn es sich um eine kulturelle Würdigung dieser für ganz Jugoslawien bedeutsamen Schlacht handelte.

SPIEGEL: Aber es war nun einmal das serbische Volk, das damals gegen die Türken focht.

RUGOVA: Es gibt genug historische Beweise dafür, daß auch Ungarn, Kroaten, Bosnier und natürlich Albaner an der Schlacht teilnahmen.

SPIEGEL: Die Albaner doch wohl nur auf der türkischen Seite . . .

RUGOVA: Nein, auf der Seite des serbischen Fürsten Lazar. Schließlich waren die Kosovo-Albaner 1389 noch Christen und kämpften ebenfalls gegen den Islam. Den moslemischen Glauben haben wir erst unter türkischer Herrschaft angenommen. Der chauvinistische Amselfeld-Mythos entstand im 19. Jahrhundert nach Gründung des serbischen Staats.

SPIEGEL: Fürchten Sie, daß es jetzt erneut zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Serben und Albanern kommt?

RUGOVA: Bedenken Sie nur: Eine Million aufgeputschter Serben, die sich in Hotels, Pensionen und sogar in Privatzimmern im ganzen Kosovo einquartieren. Da wird getrunken und geprahlt. Ein falsches Wort kann wie der Funke am Pulverfaß wirken.

SPIEGEL: Albaner haben schon auf Serben geschossen. Bereiten sie sich auf einen Bürgerkrieg vor?

RUGOVA: Die Menschen sehen keinen anderen Ausweg mehr. Bei Protesten ist es immer so: Wenn sie ohne jedes Echo bleiben, muß man lauter schreien.

SPIEGEL: Aber wer sollte ihnen denn antworten? Das jugoslawische Staatspräsidium, die serbische Regierung?

RUGOVA: Mein Eindruck ist, daß es Kräfte in Jugoslawien gibt, die sich terroristische Aktionen im Kosovo geradezu herbeiwünschen. Wenn bei uns Schüsse fallen, dann dient das als Rechtfertigung dafür, die Repression zu verschärfen. Und wenn sich der Widerstand der Albaner gegen die serbische Hegemonie im Ausland als Terrorismus denunzieren läßt, dann kann man damit rechnen, daß die internationale Sympathie für unsere Sache schnell vergeht. Sie können sich ja denken, wer so spekuliert.

SPIEGEL: Es mag sein, daß die Serben und ihr Führer Milosevic sich Nutzen von einer Zuspitzung des Konflikts erhoffen. Aber das Staatspräsidium und die Zentralregierung in Belgrad können doch kein Interesse an einem Bürgerkrieg haben.

RUGOVA: Vielleicht. Dann wäre es höchste Zeit, einzugreifen und die serbische Willkür zu stoppen. Sogar die angestrebte Rehabilitierung des berüchtigten Innenministers Rankovic* ist Teil der Repressionsstrategie. Man will damit die blutige Unterdrückung im Kosovo in der Vergangenheit rechtfertigen.

SPIEGEL: Kürzlich war eine Delegation des Europaparlaments im Kosovo, um die Lage zu erkunden. Die Delegierten haben auch mit Ihnen gesprochen. Die serbische Presse hat den Abgeordneten deshalb vorgeworfen, sie hätten nur Kontakt zu Serbenfeinden gesucht.

RUGOVA: Das Gegenteil ist richtig. Der Delegation wurde jeder Kontakt mit Leuten auf der Straße verboten, sie hat deswegen den Besuch vorzeitig abgebrochen. Die Europaparlamentarier bekamen nur amtliche Stellungnahmen zu hören: Gutes über die Serben und Schlechtes über die Albaner.

SPIEGEL: Die Serben haben im Frühjahr eine Verfassungsänderung erzwungen, die ihnen mehr Rechte im Kosovo einräumt. Sie und Ihre Freunde hatten eine Volksabstimmung darüber gefordert. Wie wäre Ihrer Meinung nach ein solches Referendum ausgegangen?

RUGOVA: Höchstens 10 bis 15 Prozent der Wähler hätten für eine Änderung gestimmt. Das Volk steht auf der anderen Seite.

SPIEGEL: Was ist mit den zehn albanischen Parlamentsabgeordneten geschehen, die gegen die Einschränkung der Kosovo-Autonomie gestimmt hatten?

RUGOVA: Der Parlamentspräsident, natürlich ein Serbe, hat beantragt, diese Abweichler von ihren Ämtern zu entbinden. Sie werden ihre Mandate wohl demnächst verlieren.

SPIEGEL: Was hat sich denn im Kosovo seit Inkrafttreten der neuen Verfassung geändert?

RUGOVA: Laut Verfassung sind fünf Bereiche - Polizei, Wirtschaftsplanung, Justiz, Territorialverteidigung und internationale Beziehungen - der serbischen Zentralgewalt unterstellt. Aber auch alle übrigen Bereiche werden unter dem Schlagwort "Einigkeit der Republik" von Serben dominiert.

SPIEGEL: Wie wirkt sich das aus?

RUGOVA: Die Zahl der albanischsprachigen Mittelschulklassen wird drastisch reduziert. Allein in diesem Jahr werden 11 000 albanische Schüler ihre Ausbildung notgedrungen mit dem Grundschulabschluß beenden müssen, nach dem Motto: Dumme Albaner sind weniger gefährlich.

SPIEGEL: Nach Pressemeldungen aus Kroatien sind über 200 Kosovo-Albaner von den Serben "isoliert" worden. Was bedeutet das konkret?

RUGOVA: Daß sie ohne Gerichtsverfahren, ohne das Recht auf einen Verteidiger und ohne Besuchserlaubnis für ihre Familie festgehalten werden - schon drei Monate lang. Mindestens 245 Albaner wurden in Isolationshaft genommen: in der Mehrzahl Intellektuelle, aber auch Fabrikdirektoren und Facharbeiter. Einige wurden im Gefängnis schwer mißhandelt. Ziel der Serben ist es, mögliche Anführer des albanischen Widerstands auszuschalten. Als Rankovic 1966 bei Tito in Ungnade fiel und die serbischen Statthalter zurückgepfiffen wurden, drohten sie, eines Tages als Rächer wiederzukommen. Das ist jetzt geschehen.

SPIEGEL: Serbische Zeitungen behaupten, das Kosovo strebe nur deshalb nach mehr Autonomie, um sich der Volksrepublik Albanien anzuschließen.

RUGOVA: Das ist ein altes Propagandamärchen. Die überwiegende Zahl der Kosovo-Albaner hat die Eingliederung in die jugoslawische Föderation voll akzeptiert. Wenn die Unterdrückung allerdings anhalten sollte, dann wird das Volk nach einem Ausweg suchen.

SPIEGEL: Und wohin wird es sich wenden?

RUGOVA: Entweder nach Albanien oder in eine andere Richtung. Während der Rankovic-Zeit sind Hunderttausende von Albanern in die Türkei geflüchtet. Seit 1981 haben 250 000 Albaner ihre Heimat verlassen und leben als Gastarbeiter im Westen oder in anderen Republiken Jugoslawiens.

SPIEGEL: Auch 40 000 Serben haben seit dieser Zeit das Kosovo verlassen, angeblich wurden sie von den Albanern vertrieben.

RUGOVA: Das ist eine Lüge. Natürlich hat es Nachbarschaftsstreit gegeben, aber den gibt es auch zwischen Albanern. In Wirklichkeit können die Serben es nicht verwinden, daß auch Albaner führende Positionen übernehmen. Sie wollen die Zeit anhalten. Nach 1966 hatten wir Albaner die Möglichkeit, uns an Schulen und Universitäten auszubilden, heute können 90 Prozent der Bevölkerung lesen und schreiben - und fordern Gleichberechtigung.

SPIEGEL: Läßt der Gegensatz zwischen Serben und Albanern noch eine friedliche Lösung zu?

RUGOVA: Wenn Serbien weiter versucht, unsere nationale Identität zu unterdrücken, dann wird es einen Aufstand geben. Ich kann die Serben nur warnen: Auch sie sind ein kleines Volk. Immer wenn in der Vergangenheit ein kleines Volk versuchte, sich als Vormacht auf dem Balkan aufzuspielen, endete das mit seiner eigenen Tragödie.


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Gabim Titulli: SPIEGEL-Interview mit dem albanischen Schriftsteller Ibrahim Rugova über den

08.06.1992

Da spielen wir nicht mit
Albaner-Führer Ibrahim Rugova über die Eskalation der Spannungen im Kosovo

Rugova, 46, Chef des Demokratischen Bundes, wurde bei den von Serbien als illegal angesehenen Parlamentswahlen der Albaner in der Provinz Kosovo Ende Mai zum Präsidenten gekürt.

SPIEGEL: Wird der Kosovo der nächste Kriegsschauplatz auf dem Balkan?

RUGOVA: Die einstige Bundesarmee ist wütend, weil der Feldzug gegen die Albaner nicht gleich der erste Krieg war - dann hätte sie sich ein paar Lorbeeren verdienen können, statt die Schlappe in Slowenien hinnehmen zu müssen. Serbenführer Milosevic ist jetzt durch die Uno-Sanktionen verunsichert. Entschließt er sich trotzdem zu einem Angriff auf den Kosovo, dann ist nicht ausgeschlossen, daß die Uno ihre Drohung einer militärischen Intervention wahrmacht. Auch ich würde sofort ausländische Waffenhilfe anfordern, falls die Serben den Kosovo bedrohen.

SPIEGEL: Kroatiens Präsident Tudjman hatte die Kosovo-Albaner mehrmals aufgefordert, die Südfront gegen Serbien zu eröffnen. Was hielt Sie davon ab, die EG?

RUGOVA: Indirekt ja. Uns wurde ständig mitgeteilt, man unterstütze unsere Politik des passiven Gandhi-Widerstands. Leider ist die Koalition zwischen Slowenen, Kroaten und Albanern zusammengebrochen. Seit einem Jahr habe ich keine Kontakte mehr mit Zagreb.

SPIEGEL: Serbien behauptet, im Kosovo seien die Albaner bis an die Zähne bewaffnet.

RUGOVA: Gegenüber dem, was die Armee besitzt, haben wir nur Sandkastenspielzeug.

SPIEGEL: Besteht denn die Chance, daß Serbien Ihrer Forderung nach einem unabhängigen Staat Kosovo zustimmen könnte?

RUGOVA: Die Alternative dazu wäre für Serbien nicht erstrebenswert - nämlich ein permanenter Krisenherd innerhalb seiner Grenzen. Wir wären bereit, uns zum neutralen Staat zu erklären und vorerst keine Vereinigung mit Albanien einzugehen. Allerdings ist der Anschluß an Albanien, zugegebenermaßen, unser natürliches Ziel.

SPIEGEL: Albaniens Präsident Sali Berisha hält die Grenzen zum früheren Jugoslawien ebenfalls für unantastbar.

RUGOVA: Die albanische Führung steht vielleicht auch unter Druck der EG, denn die Wirtschaftssituation in Tirana ist sehr schlecht. Aber sie wird nicht riskieren können, uns im Kampf um unser Recht allein zu lassen.

SPIEGEL: Auf welche Hilfe rechnen Sie noch?

RUGOVA: Im Kriegsfall würden wohl auch die Albaner Mazedoniens solidarisch mit uns sein. Das sind übrigens 40 Prozent der dortigen Bevölkerung und nicht 20 Prozent, wie die Regierung in Skopje behauptet. Natürlich sehe ich auch die Gefahr einer internationalen Ausweitung. Bulgarien könnte sich, wenn es Mazedonien "destabilisiert" sieht, als Retter anbieten.

SPIEGEL: In serbischen Intellektuellenkreisen wird der Vorschlag einer Teilung des Kosovo zwischen Serben und Albanern erwogen.

RUGOVA: Aber dann würden erneut eine Million Albaner außerhalb ihres Mutterlandes leben. Außerdem fordern die Serben bei dieser "Teilung" neben Pristina jene Gebiete des Kosovo, die reich an Bodenschätzen sind. Uns sollen die wertlosen Territorien bleiben. Da spielen wir nicht mit. Akzeptabel wäre ein vorübergehendes Protektorat durch die Uno. Denn es ist doch Wahnsinn, daß hier eine serbische Bevölkerungsminderheit von acht Prozent zwei Millionen Albaner mit Gewalt unter ihre Fuchtel zwingt.

SPIEGEL: Obwohl die Kosovo-Albaner 1974 de facto den Status einer Republik erhielten, kam es 1981 trotzdem zu gewalttätigen Demonstrationen.

RUGOVA: Seit der Befreiung von den Türken wollten wir einen eigenen Staat haben. Wir sind in das Jugoslawien 1918 nicht als Teil Serbiens eingetreten, sondern als Kosovo. Für unser Volk ist es eine Tragödie, unter serbischem Joch zu stehen.

SPIEGEL: Wie zeigt sich diese Unterdrückung?

RUGOVA: Mit der Ausrede, die Albaner im Kosovo seien kein "staatstragendes" Volk - was immer das auch sei -, sind wir praktisch die Lumpen der Nation. Seit 1990 wurden 100 000 Albaner, vom einfachen Arbeiter bis zum Universitätsprofessor, _(* Im Februar 1990. ) kurzerhand entlassen. Wir haben heute unter den Albanern eine Arbeitslosenquote von 90 Prozent. Die wirtschaftliche Lage ist katastrophal. Wir leben ausschließlich von den Überweisungen unserer Gastarbeiter.

SPIEGEL: Serbiens Premier hat Sie jetzt zu Gesprächen nach Belgrad eingeladen. Werden Sie hinfahren?

RUGOVA: Ich erhielt ein nicht unterzeichnetes Rundschreiben an "alle Parteien des Kosovo" zu Gesprächen in Belgrad. Immer wenn den Serben das Wasser bis zum Hals steht, wollen sie der Welt beweisen, daß sie gesprächsbereit sind. Später setzen sie wieder die Daumenschrauben an. Wir wissen schon jetzt, daß die Polizei im Kosovo aufgefordert wurde, unser neu gewähltes Parlament und dessen Sitzungen zu verhindern - notfalls mit Gewalt. Über den Kosovo muß ein ernsthafter Dialog geführt werden, am besten unter Aufsicht der EG.

SPIEGEL: Viele jugendliche Albaner vermitteln den Eindruck, daß sie nur auf die Abrechnung mit den Serben warten. Wie lange bleibt Ihnen noch Zeit für eine friedliche Lösung?

RUGOVA: Die Zahl der Radikalen wächst von Tag zu Tag. Noch halte ich die Situation unter Kontrolle - aber nur mit großer Mühe. Die meisten Kosovo-Albaner sind Patrioten, besorgt um ihre Zukunft. Doch ich schließe nicht aus, daß aus ihnen eines Tages Nationalisten werden. Jugoslawien ist zerfallen. Alle haben ihre Staaten gegründet, aber was bleibt uns zwei Millionen Albanern?
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Gabim Titulli: SPIEGEL-Interview mit dem albanischen Schriftsteller Ibrahim Rugova über den

06.05.1996

Die Serben provozieren
Ibrahim Rugova, 51, ist Präsident der bisher nur von Albanien anerkannten "Republik Kosovo". Im kommunistischen Jugoslawien war die Region eine autonome Provinz. Seit der Verhängung des Ausnahmezustands 1989 beansprucht Belgrad die Region und schikaniert ihre knapp zwei Millionen Einwohner, die zu 90 Prozent Albaner sind.

SPIEGEL: In den vergangenen zwei Wochen gab es im Kosovo bei blutigen Ausschreitungen sieben Tote. Droht hier ein neuer Krieg auf dem Balkan?

Rugova: Die Situation ist gefährlich. Die Serben wollen unseren gewaltfreien Widerstand brechen und uns zu unüberlegten Handlungen provozieren.

SPIEGEL: Meinen Sie wirklich, Serbiens Präsident Milosevic würde seine mühsam erreichte Reputation als "Friedenspolitiker" gefährden?

Rugova: Vielleicht ist ihm die Innenpolitik wichtiger, und er will sich gegenüber der Belgrader Opposition erneut als serbischer Patriot beweisen. Es sieht aus, als suche Milosevic ein Alibi für eine militärische Intervention.

SPIEGEL: Unter Ihren Landsleuten wird Kritik am passiven Widerstand laut, den Sie immer propagiert haben. Radikale Kreise fordern einen Anschluß des Kosovo an Albanien, auch mit militärischen Mitteln.

Rugova: Es ist schwer, Belgrads Repressalien und Provokationen auszuhalten. Aber jede militärische Konfrontation wäre Selbstmord, wir haben der schwerbewaffneten serbischen Armee nichts entgegenzusetzen. Wir suchen einen friedlichen Weg in die Unabhängigkeit. Wir hoffen, daß der Westen Druck auf Belgrad macht, damit die dortige Führung in der Kosovo-Frage einlenkt.

SPIEGEL: Ist der Westen denn dazu bereit?

Rugova: Sieben Jahre lang haben wir mit unserer friedlichen Politik einen blutigen Konflikt auf dem Balkan vermieden. Das muß honoriert werden - auch Deutschland sollte jegliche finanzielle Hilfe an Serbien von Milosevic' Entgegenkommen im Kosovo abhängig machen.

SPIEGEL: Amerikaner und Europäer haben doch klargemacht, daß mehr als eine politische Autonomie innerhalb Serbiens für die Kosovo-Albaner nicht durchzusetzen ist.

Rugova: Nein, das ist keine akzeptable Lösung für uns. Wir schlagen als Übergangslösung eine internationale zivile Administration vor. In den kommenden vier Jahren müßte das Land entmilitarisiert werden und der Verwaltungsapparat wieder auf die Albaner übergehen - wie vor dem Ausnahmezustand.

SPIEGEL: Und das Endziel . . .

Rugova: . . . ist und bleibt ein souveräner Staat.
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Gabim Titulli: SPIEGEL-Interview mit dem albanischen Schriftsteller Ibrahim Rugova über den

09.03.1998

Kollektiver Selbstmord

Der Albaner-Führer Ibrahim Rugova über das Pulverfaß Kosovo

SPIEGEL: Ist ein Krieg im Kosovo noch zu vermeiden?

Rugova: Einen normalen Krieg wird es nicht geben, nur Massaker. Wir hätten militärisch keine Chance - in ein paar Tagen könnten wir alle vernichtet werden. Nur wenn die internationale Gemeinschaft präventiv eingreift, kann sie eine Tragödie verhindern.

SPIEGEL: Ist die Vertreibung der Albaner aus dem Kosovo das eigentliche politische Ziel Belgrads?

Rugova: Unser Exodus war immer das Ziel serbischer Politik. Seit 1989 findet hier eine konstante ethnische Säuberung statt. Das dürfen wir uns nicht gefallen lassen, denn letztendlich wird derjenige Sieger sein, der im Kosovo verbleibt.

SPIEGEL: Sie plädieren für gewaltlosen Widerstand ...

Rugova: ... und dies müßte der Westen jetzt endlich durch ernsthaften Druck auf Milosevic belohnen. Wir waren in dieser Region lange vor den Serben. In den vergangenen Jahren leisteten wir durch unsere Zurückhaltung einen enormen Beitrag dazu, daß der Balkan nicht ganz in Flammen aufging. Aber seit acht Jahren schon sind wir Geiseln des serbischen Terrors.

SPIEGEL: Sie müssen zugeben: Jetzt üben auch Albaner Terror aus.

Rugova: Ich schließe nicht aus, daß es eine Gruppe frustrierter Albaner gibt. Aber die Spekulationen über diese angebliche Befreiungsarmee und ihre Taten sind irreal. Ich bin nach wie vor überzeugt, daß hier der serbische Geheimdienst seine Finger mit im Spiel hat: So wird ein Alibi geschaffen für die Morde an der albanischen Bevölkerung.

SPIEGEL: Scheitert eine Lösung des Kosovo-Konflikts an Präsident MiloXevic oder am serbischen Volk?

Rugova: An der serbischen Mentalität. Die Serben befinden sich an der psychologischen Schwelle, ob sie sich erneut in ein Kriegsabenteuer verstricken oder eine bessere Zukunft ansteuern wollen. Als Kompromiß schlage ich ein internationales Protektorat für das Kosovo vor - jede andere Lösung wäre von kurzer Dauer.

SPIEGEL: Wie sicher können Sie sein, daß die albanische Bevölkerung Ihrem Kompromißkurs auch tatsächlich Folge leistet?

Rugova: Alles andere wäre kollektiver Selbstmord. Ich werde das Menschenmögliche tun, um einen Krieg zu verhindern. Doch ich sehe auch die Gefahr, daß Belgrad diesen Krieg beschlossen hat.
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22.06.1998

Wir wollen Luftangriffe



Albaner-Führer Ibrahim Rugova über den Kosovo-Konflikt

SPIEGEL: Die Kämpfe im Kosovo gehen weiter, trotz der Versprechungen, die der jugoslawische Präsident Milosevic gegenüber Boris Jelzin abgegeben hat.

Rugova: Er wollte doch bloß Zeit gewinnen, weil er auf eine Eskalation hofft. Dann könnte er einen umfassenden Einsatz der jugoslawischen Armee im Kosovo rechtfertigen und die ethnischen Säuberungen vollenden.

SPIEGEL: Für diesen Fall hat die Nato eine Intervention angedroht.

Rugova: Wir wollen keine Drohungen, wir wollen Taten, genauer: Luftangriffe als Präventivmaßnahmen zum Schutz unserer Bevölkerung.

SPIEGEL: Steht der Westen nicht wieder als Papiertiger da, wenn Rußland und China im UN-Sicherheitsrat ein Nato-Mandat blockieren?

Rugova: US-Präsident Clinton hat uns versprochen, daß sich Bosnien im Kosovo nicht wiederholen wird.

SPIEGEL: Nach Ihrem Besuch im Weißen Haus haben Sie von einer historischen Wende gesprochen. Konnten Sie Clinton von der Idee eines unabhängigen Kosovo, die von der EU abgelehnt wird, überzeugen?

Rugova: Die USA und Europa haben viel Verständnis für unsere Forderung. Ein unabhängiges Kosovo als Lösung wird nicht mehr ausgeschlossen.

SPIEGEL: Vorbereitende Gespräche über eine Kosovo-Konferenz auf neutralem Boden zwischen Ihnen und Milosevic sind im Gange. Könnte sie den Frieden bringen?

Rugova: Ich bin zu allem bereit. Meine Kondition reicht aus, bis weißer Rauch aufsteigt.

SPIEGEL: Müssen Sie nicht befürchten, daß die internationale Gemeinschaft Sie dann zwingt, eine erweiterte Autonomie unter internationaler Garantie zu akzeptieren?

Rugova: Ich werde nicht weniger akzeptieren als die Unabhängigkeit. Auch eine dritte Republik neben Serbien und Montenegro innerhalb Jugoslawiens lehne ich ab. Als Übergangslösung würden wir ein internationales Protektorat hinnehmen. Über die Möglichkeit eines Einsatzes von Uno-Truppen und Zivilpolizei wird man verhandeln müssen.

SPIEGEL: Auch Rumänien und Bulgarien waren einmal Diktaturen. Heute sind sie demokratische Staaten. Wäre Kosovo bereit, in einem demokratischen Serbien zu verbleiben?

Rugova: Wir haben nicht die Zeit, um zu warten, bis sich Serbien mit seinem Dominanzgehabe, seinem Nationalismus und seinem Neokommunismus demokratisiert hat. Wir haben jetzt die historische Chance, uns zu befreien. Und die muß jetzt genutzt werden.

SPIEGEL: Sie sehen in einem unabhängigen Kosovo einen Friedensfaktor auf dem Balkan. Warum sollten die Albaner in Mazedonien, in Montenegro oder in Nordgriechenland dann nicht auch ihre Souveränität mit Hilfe der Nato einfordern?

Rugova: Nur unsere Vereinigung mit Albanien würde so eine Kettenreaktion auslösen. Mit den politischen Parteien der Albaner in Mazedonien haben wir vereinbart, daß sie ein Teil Mazedoniens bleiben und daß wir sie in ihren Belangen unterstützen werden.

SPIEGEL: Die albanische Führung des Kosovo will die Gespräche mit Belgrad nur fortsetzen, wenn die jugoslawischen Streitkräfte aus dem Kosovo abgezogen werden. Soll die albanische "Befreiungsarmee" UÇK dann die Kontrolle über Kosovo übernehmen?

Rugova: Das wäre eine normale Entwicklung, sofern diese Gruppen auch Verantwortungsbewußtsein gegenüber der politischen Situation beweisen. Ich bin überzeugt, daß die UÇK auch meinem Kommando gehorchen würde. Alles andere wäre fatal für das Kosovo.
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Gabim Titulli: SPIEGEL-Interview mit dem albanischen Schriftsteller Ibrahim Rugova über den

05.04.1999

Alles auf eine Karte



Albaner-Führer Ibrahim Rugova über Massaker der Serben, die Erwartungen an die Nato und die politische Zukunft des Kosovo

SPIEGEL: Trotz der Nato-Bombardements ist Jugoslawiens Präsident Slobodan Milosevic im Kosovo bislang zu einem entscheidenden Einlenken nicht bereit. Haben Sie mit dieser Entwicklung gerechnet?

Rugova: Ich habe dies befürchtet, denn ich kenne die Militärdoktrin Belgrads. Schließlich habe ich selbst in der jugoslawischen Armee gedient. Deren Devise lautet: Beim ersten Angriff den Kopf einziehen, dann die Streitkräfte konsolidieren und zurückschlagen. Jetzt beginnt der Guerrillakrieg der Armee. Vorrangiges Ziel ist die Vertreibung der Albaner aus dem Kosovo.

SPIEGEL: Innerhalb der westlichen Allianz wird Kritik laut, die Nato habe sich durch eine gravierende Fehleinschätzung der Situation in eine fast aussichtslose Lage manövriert.

Rugova: Möglicherweise wurde Milosevics bisherige Bereitschaft, kurz vor der roten Linie einzulenken, überschätzt. Belgrad will sich nach dem Desaster in Kroatien und Bosnien vor der eigenen Bevölkerung erneut auf dem Kriegsfeld beweisen. Um politisch zu überleben, wird Milosevic jede Destabilisierung der Region in Kauf nehmen. Es geht um die serbische Dominanz auf dem Balkan.

SPIEGEL: Wie sehr kann Belgrad in diesem Konflikt auf Moskaus Beistand bauen?

Rugova: Ich glaube, daß Rußland die Entwicklung auf dem Balkan sehr negativ beeinflußt hat, und zwar militärisch zumindest indirekt durch Waffenlieferungen. Extremen Strömungen in Rußland käme eine Destabilisierung der Nato sehr gelegen, insbesondere zum 50jährigen Jubiläum.

SPIEGEL: Jetzt fliehen Zehntausende von Albanern in die Nachbarländer. Kann die Fortsetzung der Luftangriffe einen Genozid verhindern?

Rugova: Belgrad hofft auf Zeitgewinn. Setzt die Nato nicht sofort Bodentruppen ein, solange hier noch eine albanische Bevölkerung lebt, wird im Kosovo ein unkontrollierbares Chaos ausbrechen. Grauenhafte Massaker und ethnische Säuberungen haben bereits begonnen. Die Nato muß jetzt alles auf eine Karte setzen und notfalls mit einer totalen Zerstörung Serbiens drohen.

SPIEGEL: Aber das Gros der westlichen Länder will Bodentruppen nur im Arrangement mit Belgrad ins Kosovo schicken.

Rugova: Natürlich hofft Milosevic auf die Uneinigkeit im Westen. Aber wir haben jetzt eine völlig andere Situation als nach den Verhandlungen von Rambouillet oder zuletzt in Paris. Die Serben haben nicht, wie erwartet, nach den ersten Luftangriffen eingelenkt. Die Nato wird hoffentlich nicht erlauben, daß Verrückte die Welt regieren. Die Allianz muß schnellstens auf dem Luftweg zu den 12 000 bereits in Mazedonien stationierten Soldaten noch weitere 20 000 einfliegen und sofort im Kosovo den Kampf aufnehmen.

SPIEGEL: Doch mit welcher Strategie - Tausende Albaner sind von serbischen Panzern eingekreist. Gleichzeitig hat Milosevic um wichtige Fabriken serbische Freiwillige als lebende Schutzschilde postiert. Muß die Nato da nicht zufrieden sein, wenn Milosevic erneute Verhandlungen anbietet?

Rugova: Das ist sicher sein Ziel, und weiß der Teufel, was er dann verlangen wird. Weder wir noch unsere Befreiungsarmee UÇK haben die Möglichkeit, diese albanischen Geiseln zu befreien.

SPIEGEL: Wäre die albanische Delegation trotz aller Greueltaten der anrückenden Serben bereit, noch einmal an den Verhandlungstisch zurückzukehren und weitere Konzessionen an Serbien zu machen?

Rugova: Das wäre eine sehr, sehr schwierige Entscheidung. Da müßten wir uns mit Washington und der EU abstimmen.

SPIEGEL: Die UÇK hätte dabei wohl auch noch ein Wort mitzureden.

Rugova: Wir müssen rational bleiben. Ich weiß: Innerhalb der UÇK gibt es Leute, die in einer Fortsetzung der Kämpfe größere Vorteile als in einer Friedensvereinbarung sehen. Viele dieser lokalen Patrioten haben Haus und Familie verloren und wollen mit ihrem Widerstand im Eiltempo alles erreichen. Doch sie sind isoliert und verstreut, operieren in kleinen Gruppen ohne nähere Absprache. Aber im Kosovo hat ein Guerrillakrieg keine Chance. Danach gibt es nämlich keine albanische Bevölkerung mehr. Das weiß auch das Gros der UÇK.

SPIEGEL: Sie standen niemals eindeutig hinter der UÇK. Aber hat diese mit ihrer radikalen Konfrontation gegenüber Belgrad nicht doch mehr erreicht als Sie mit Ihrem zehnjährigen Gandhi-Widerstand?

Rugova: Ja, allerdings auf recht tragische Weise. Als ich auf friedlichem Weg eine Lösung suchte, legte der Westen das Kosovo-Problem wider besseres Wissen ad acta. Man hatte uns zu Beginn der neunziger Jahre um Zurückhaltung gebeten und versprochen, später unsere Situation zu lösen. Danach wurden wir vergessen.

SPIEGEL: Haben Sie als politischer Kosovo-Führer überhaupt noch Einfluß auf die radikalen Kämpfer?

Rugova: Die meisten unteren UÇK-Kader akzeptieren meine Entscheidungen. Aber zugegeben: An der Spitze gibt es gemischte Strukturen mit verschiedenen Ideologien und großen Koordinationsproblemen. Diese sind nur sehr schwer zur Zusammenarbeit zu überreden.

SPIEGEL: Und wie könnte die künftige Zusammenarbeit zwischen einer UÇK-Regierung und Ihnen funktionieren?

Rugova: Derzeit herrscht Krieg, da halte ich die Bildung einer Regierung für unnötigen Luxus.

SPIEGEL: Was dürfte sich denn grundsätzlich verändern während einer dreijährigen Übergangszeit im Kosovo?

Rugova: Es wird eine internationale Konferenz geben, die den Willen unseres Volkes zur Unabhängigkeit akzeptieren muß. Wir werden in dieser Zeit internationale Legitimität erreichen und das Territorium Kosovo kontrollieren. Dann wird sich Serbien gut überlegen, ob es ein weiteres Kriegsabenteuer riskiert, denn wir werden wirtschaftlich und militärisch stärker sein.

SPIEGEL: Wie denn militärisch?

Rugova: Wir brauchen keine Guerrillaorganisation, sondern eine reguläre Armee. Und die werden wir bekommen. Die UÇK wird nicht aufgelöst, sondern für den Zeitraum von drei Jahren mit Nato-Unterstützung transformiert, teils in Polizeikräfte, teils in den zivilen Sicherheitsdienst.

SPIEGEL: Derzeit sieht es eher nach einer Eskalation des Krieges über die jugoslawische Grenze hinaus aus. Etwa nach Mazedonien. Dann stünde der Balkan in Flammen.

Rugova: Wir haben mit unseren albanischen Freunden in Mazedonien vereinbart, von allen Provokationen abzusehen, solange das Kosovo seine Chance auf Unabhängigkeit wahrt. Denn dann kontrollieren wir die Grenzen zu Mazedonien und können uns für die politischen Rechte der Albaner in Mazedonien, schätzungsweise 40 Prozent der Bevölkerung, stark machen. Wir werden dafür sorgen, daß die Albaner in Mazedonien nicht mehr als Minderheit behandelt werden. Doch Skopje braucht keine Angst vor unseren Flüchtlingen zu haben. Alle sollen in das Kosovo zurückkommen.

SPIEGEL: Glauben Sie, daß der Westen angesichts der humanitären Katastrophe umschwenken und für die sofortige Unabhängigkeit des Kosovo eintreten könnte?

Rugova: Lenkt Milosevic nicht ein, schließe ich dies nicht aus. Das internationale Recht gestattet solch eine Lösung. Wir Albaner im Kosovo sind auf dem Nullpunkt, ohne Schutz in unseren Häusern und Wohnungen. Uns bleibt nur noch das Prinzip Hoffnung.

INTERVIEW: RENATE FLOTTAU
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Gabim Titulli: SPIEGEL-Interview mit dem albanischen Schriftsteller Ibrahim Rugova über den

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Citim:
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Zana, es ist einfach wunderbar so was zu lesen.
Zum Glück macht das digitale Leben die Geschichte so klar und deutlich und macht Persönlichkeiten wie Ibrahim Rugova so einzigartig und unsterblich.

Das kann ich nur bestätigen .
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Gabim Titulli: SPIEGEL-Interview mit dem albanischen Schriftsteller Ibrahim Rugova über den

24.05.1999



Patriarch und Partisan

Von Schleicher, Roland

Im Krieg gegen die Serben kämpfen die Exilregierungen von Rugova und Thaçi auch gegeneinander.

Die beiden Albanerführer haben viel gemeinsam: Beide entstammen einer wohlhabenden Grundbesitzerfamilie. Beide haben, Ausweis ihrer Eigenständigkeit, in Westeuropa studiert und sich politisch schulen lassen. Und beide verfügen über eine breite Anhängerschaft.

Mit gleichem Eifer erhoben sie auch ihre Stimme gegen den serbischen Terror. Beide sind von Haus aus Nationalisten. Sie würden, wenn sie könnten, auf der Stelle die Unabhängigkeit einer "Republik Kosova" ausrufen, den kriegsgeschüttelten Balkanzipfel zum jüngsten Staat Europas erklären.

Sie hätten ein harmonisches Tandem abgeben können, jetzt aber kämpfen sie gegeneinander: Ibrahim Rugova, 55, Vorsitzender der Sammelbewegung Demokratische Liga des Kosovo (LDK), und Hashim Thaçi, 31, Vorsitzender des politischen Arms der kosovarischen Befreiungsarmee (UÇK). Jeder hat bereits eine eigene Exilregierung proklamiert und beansprucht für sich und seine Seilschaft, die "einzig wahre Stimme des albanischen Volkes" zu sein.

Es ist eine bizarre, in ihren Auswirkungen tragische Situation, in die Rugova und Thaçi ihr Volk führen. Sie versuchen, den Kampf der Worte - neben dem der Waffen - für sich zu entscheiden. Während die Nato in der neunten Woche Luftschläge gegen serbische Stellungen führt, fechten der LDK-Patriarch und der UÇK-Partisan noch gegen einen anderen Feind, mit Verleumdungen und Haßtiraden. Sie stacheln ihre Anhänger zu tätlichen Angriffen gegen Mitglieder der jeweils anderen Fraktion auf - und verspielen so vollends ihren Anspruch als Gestalter einer Nachkriegsordnung im Kosovo.

Seit einigen Tagen residiert Rugova nach seiner spektakulären Entlassung aus serbischem Hausarrest als Gast der ihm wohlgesinnten deutschen Regierung mit seiner Familie in einem Bonner Hotel.

Die militanten UÇK-Rebellen dagegen, eher Favoriten der USA, fanden im Mutterland Albanien treue Verbündete. Die sozialistische Regierung unter Ministerpräsident Pandeli Majko stellt den Kommandos großzügig Waffen, Militärfahrzeuge und Kasernen zur Verfügung - mit Billigung der Amerikaner und zum Mißfallen der Europäer. Die Rekrutierung immer neuer Kämpfer aus den Flüchtlingslagern in Nordalbanien und Mazedonien wird zur patriotischen Pflicht verklärt, unterlegt mit Kampfmusik und Kriegspropaganda über die Wellen von Radio Tirana.

Fast alle albanischen Zeitungen sind auf den UÇK-Kurs eingeschworen, die elektronischen Medien sind fest in der Hand von Thaçi-Sympathisanten. Auf Mittelwelle sendet Radio Tirana rund um die Uhr balkanweit Lobpreis auf den Freiheitskampf der UÇK, und abends bringt das Satelliten-TV Schmähungen auf den Verräter Rugova - den "serbischen Bastard".

Schon länger werfen die jungen Kosovo-Albaner ihrer Väter-Generation mangelnden Widerstand gegen den wachsenden serbischen Nationalismus vor. Angesichts des Belgrader Polizeiterrors in den vergangenen zehn Jahren, so ihr Argument, sei der passive Widerstand Rugovas ein historischer Fehler gewesen. Besonders Ungeduldige wie Thaçi erklären: Nicht über friedliche Vermittlung werde sich die Kosovo-Frage entscheiden, die wahre Macht komme aus den Gewehrläufen.

Anstatt mit väterlichem Großmut auf die Anschuldigungen seiner politischen Ziehsöhne zu antworten, kontert Rugova harsch. Nur vor internationalen Fernsehkameras gibt sich der Schriftsteller kulant und immer lächelnd. "Es ist tragisch und zugleich komisch, daß wir in dieser Zeit zwei Übergangsregierungen haben", bedauert Rugova milde, "wir müssen unser politisches Leben reorganisieren." Das rote Halstuch - eine Erinnerung an seine Mutter -, die Hornbrille, sein wirres, schütteres Haar machen den albanischen Bilderbuch-Pazifisten aus, den das westliche Publikum gern sehen möchte.

Doch Rugova kann auch eiskalt mit dem politischen Gegner umspringen. Und er weiß sich für Kritik bitter zu rächen. Über seinen Mitstreiter Sali Berisha, Ex-Präsident und radikaler Oppositionsführer Albaniens, ließ er aus dem fernen Bonn seinen Landsleuten ausrichten, in Tirana herrsche ein "Regime von Gaunern und Betrügern". Die hätten nur eines im Sinn: aus der Tragödie im Kosovo für sich und ihre Familien persönlich Kapital zu schlagen. Das Schicksal der Vertriebenen und Flüchtlinge sei dieser "machthungrigen Clique von Altkommunisten" gleichgültig.

Hintersinn dieser Rhetorik: Dem Belgrader Regime war es in den vergangenen Wochen mehrmals gelungen, Rugova bei telegen inszenierten Treffen mit hohen serbischen Persönlichkeiten im heimischen Fernsehen vorzuführen und zu demütigen.

Dabei sprach sich der Albanerführer - zum Erstaunen der Kosovaren - für ein Ende des Nato-Luftkriegs aus, was ihn bei den meisten seiner Landsleute diskreditierte. Rugovas schrumpfende Anhängerschaft entschuldigte sein Verhalten mit dem Hinweis, ihr Vorbild sei unter Drogen gesetzt und mit dem Leben bedroht worden.

Doch auf freiem Fuß, gestand Rugova gleich ein, er habe mit Präsident Milosevic

* Auf der Pariser Friedenskonferenz am 18. März.

tatsächlich diskutiert, "wie man ein Klima des Vertrauens zwischen uns schaffen kann". Damit brachen die Lagerkämpfe zwischen den verfeindeten Albanerparteien erst richtig auf. Erst Tage später korrigierte sich Rugova und beteuerte, alles, was er mit der serbischen Seite unterschrieben habe, sei "ohne Bedeutung".

Der zuweilen seltsam abwesend wirkende Albanerführer ließ auch das Bonner Außenamt ratlos. "Rugova wirkt wie jemand, der seine politische Zukunft verspielt hat", urteilte ein Berater von Außenminister Joschka Fischer nach einer Begegnung mit dem Albanerführer, "der ist ausgebrannt."

Die Zerstrittenheit der kosovarischen Politiker schwächt außerdem die albanische Seite in einem künftigen Friedensprozeß. Das liege nach dem Motto "Teile und herrsche" gewiß im Interesse Belgrads, spekulierte die UÇK-nahe Tageszeitung "Koha Ditore".

Ein albanischer Radio-Kommentator ging noch weiter: Der politisch undurchsichtige Rugova habe für den Preis eines Arrangements mit Belgrad wieder auf der politischen Bühne erscheinen dürfen, ganz anders sei es der grauen Eminenz der LDK ergangen, Fehmi Agani. Der hatte sich bis zuletzt geweigert, mit Milosevic Pseudoverhandlungen zu führen. Agani wurde vermutlich an dem Tag ermordet, an dem Rugova in die Freiheit ausreisen konnte.

Für den Westen mag die Uneinigkeit der Albaner vordergründig Vorteile bieten: Stützt man den moderaten Rugova, so das Kalkül, entsteht ein Gegengewicht zur gewaltverherrlichenden Rebellenführung - und die millionenschweren Spendenfonds der UÇK-Sympathisanten für Waffenkäufe bleiben vorerst eingefroren.

Denn im Streit zwischen Thaçi und Rugova geht es vor allem auch ums Geld. Unter Rugovas Führung wurde seit 1992 eine Art Schattenstaat im Kosovo aufgebaut, die selbsternannte "Republik Kosova" - illegal, aber von Belgrad geduldet. Die Kosovaren boykottierten die serbischen Institutionen, gründeten eigene Krankenhäuser, Schulen, sogar eine Universität.

Soweit wie möglich regierten sie sich selbst, erhoben auch ihre eigenen Steuern. Vor allem Gastarbeiter und Emigranten wurden dazu verpflichtet, mindestens drei Prozent ihres Nettolohns an diese "Republik Kosova" abzugeben, und zwar größtenteils auf Konten in Deutschland.

Seit Ausbruch des Kriegs betrachtet sich aber die Thaçi-Regierung in Tirana, von den Amerikanern gesponsert und wie Freiheitshelden gehätschelt, als einziger legitimer Rechtsnachfolger der Rugova-Konten und fordert deren Übergabe. Die britische Militärzeitschrift "Jane''s Defence Weekly" vermutet, daß in den vergangenen acht Jahren viel Geld gesammelt worden sein soll: 300 Millionen Dollar. ROLAND SCHLEICHER
* Auf der Pariser Friedenskonferenz am 18. März.
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Gabim Titulli: SPIEGEL-Interview mit dem albanischen Schriftsteller Ibrahim Rugova über den

Er war ein gänzlich untypischer Politiker.
Ein Bonvivant mit einem Seidenschal als Markenzeichen, der eher zufällig in die Welt der Diplomatie geriet - weil nur er, der Chef des kosovarischen Schriftstellerverbands, sich traute, die komplizierten Geschicke des Kosovo zu lenken.
Eddi Nuk është në linjë   Përgjigju Me Kuotë
Vjetër 31-10-12, 19:11   #11
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Gabim Titulli: SPIEGEL-Interview mit dem albanischen Schriftsteller Ibrahim Rugova über den

Rugova erhält in Abwesenheit Toleranzpreis der Stadt

Oberbürgermeisterin Marion Tüns überreicht Auszeichnung an Weggefährten des Kosovo-Albaners

Ibrahim Rugova, Vorsitzender der Demokratischen Liga Kosovo, ist am Sonntag (15. August) mit dem Toleranzpreis der Stadt Münster geehrt worden. Die mit 50 000 DM dotierte Auszeichnung würdigt Rugovas Einsatz für eine demokratische und gewaltfreie Lösung des Kosovo-Konflikts. Rugova konnte aus politischen Gründen an der Preisverleihung im münsterschen Rathaus nicht teilnehmen. Für ihn empfing der italienische Arzt Leonardo Emberti, ein Vertrauter des gemäßigten Albaner-Führers, die Auszeichnung. "Durch diesen Preis ist das Kosovo in seinem Schicksal nicht allein gelassen worden", bedankte sich Emberti im Namen Rugovas für die Auszeichnung.


"Der Preis wird verliehen an einen Mann, der den gewaltfreien Weg für sein Volk gesucht hat und den wir ermutigen wollen, trotz der Niederlagen und der Missachtung dieses Weges weiterhin an einer gewaltfreien Zukunft für das Kosovo mitzuarbeiten", so Antje Vollmer, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, in ihrer Laudatio. Antje Vollmer bildete gemeinsam mit Bundestagspräsident Wolfgang Thierse und seiner Vorgängerin Rita Süssmuth das Jurygremium, das sich einstimmig für Rugova entschieden hat. Sie wertete die Preisverleihung, die aktueller nicht sein könne, auch als ein wichtiges politisches Signal, um Rugovas Weg zu unterstützen.


Dass Rugova gescheitert sei, habe die wenigsten Ursachen in der Strategie der Gewaltfreiheit, so die Bundestags-Vizepräsidentin weiter. Die westlichen Staaten und Regierungen hätten Rugovas Bewegung "nicht gefördert, als das noch möglich war, ja, sie haben sich nicht einmal dafür interessiert", fand Vollmer deutliche Worte. Eine gewaltfreie Bewegung könne nur gelingen, wenn die Weltöffentlichkeit auch reagiere.


Seit vielen Jahren habe Rugova sich mit großem Engagement, mit Mut und Kraft für ein friedliches Zusammenleben aller Volksgruppen im Kosovo eingesetzt, so Münsters Oberbürgermeisterin Marion Tüns: "Ohne auf die Gewalt der Waffen zu setzen, ohne demokratische Prinzipien und Menschenrechte in Frage zu stellen." Wie kein anderer stehe der gewählte Präsident der Kosovo-Albaner für Gewaltfreiheit, Demokratie und Selbstbestimmung. Diesem Denken und Handeln liege die Bereitschaft zu Toleranz, das Wissen und die Anerkennung grundlegender Rechte aller Menschen zu Grunde.


Prof. Dr. Ibrahim Rugova, Jahrgang 1944, vollzog Ende der achziger Jahre den endgültigen Schritt vom anerkannten Literaten und Literaturwissenschaftler an der Universität von Pristina zum Politiker. Damals ließ Milosevic die Teilautonomie der Provinz Kosovo gewaltsam beseitigen. 1989 wurde Rugova Vorsitzender der größten albanischen Partei, der Demokratischen Liga Kosovo (LDK). 1992 wurde er zum Präsidenten Kosovos gewählt. In diesem Amt wurde er bei den Wahlen im Jahr 1998 bestätigt.


Der Toleranzpreis ist die wichtigste Auszeichnung der Stadt Münster. Nach dem französischen Publizisten Joseph Rovan (1993) und dem israelischen Politiker Teddy Kollek (1996) ist Rugova der dritte Preisträger. Der Toleranzpreis der Stadt Münster wurde 1993 anlässlich des 1200jährigen Stadtjubiläums geschaffen und wird alle drei Jahre verliehen.
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Gabim Titulli: SPIEGEL-Interview mit dem albanischen Schriftsteller Ibrahim Rugova über den

Rugova Vater der kosovo nation — Document Transcript

1. Vater der Kosovo-NationIbrahim RugovaDas deutsche Politmagazin “Der Spiegel” würdigte den ehemaligen Kosovo-PräsidentenIbrahim Rugova in einem Nachruf vom Mai 2006 als einen “gänzlich untypischen Politiker”.Der ehemalige Professor für albanische Literatur hatte nämlich eher zufällig in der Weltder Diplomatie und Politik Fuß gefasst.Foto von quinn.anyaAls einstiger Vorsitzender des kosovarischen Schriftstellerverbands traute Rugova sichanscheinend als Einziger zu, die Politik des Kosovo in seine Hände zu nehmen und das Landin die Unabhängigkeit zu führen. Bevor der 1944 geborene Rugova im Jahre 2002 bis zuseinem Tode im Jahre 2006 Präsident des Kosovo wurde, studierte der Sohn eineswohlhabenden Großgrundbesitzers Philosophie. Später engagierte sich Rugova als Führerund Mitbegründer der demokratischen Liga seines Landes in der Politik. Nachdem derKosovo die Teilautonomie von Serbien erlangt hatte, galt Ibrahim Rugovas vorrangigerEinsatz der wirtschaftlichen und politischen Unabhängigkeit der Provinz Kosovo. Schon 1992hatte man ihn das erste Mal zum Präsidenten des Kosovo ernannt, ebenso 1998. Doch eshaperte zu dieser Zeit noch mit der internationalen Anerkennung. Die Rechtmäßigkeit der
2. Wahl wurde ebenso angezweifelt wie die Bedeutung und politische Überlebensfähigkeit derselbst ernannten “Phantomrepublik” Kosovo. Nur Albanien anerkannte die Wahl Rugovasund die Eigenständigkeit des Kosovo seinerzeit. Rugova wurde zeitweise im Hausarrestverwaltet, während die Serben ethnische Säuberungen vornahmen. Trotzdem gelang es ihm,den Ausbau des Verwaltungs-, Bildungs- und Gesundheitssystems im Lande zu erreichen.Seine Haltung zum Serbienkonflikt war klar eine gewaltfreie. Er proklamierte das Prinzip despassiven und gewaltlosen Widerstandes, wie ihn Ghandi schon erfolgreich gegenüber denregierenden Briten geübt hatte. In seiner ansonsten anerkannten politischen Laufbahn gabes allerdings durchaus auch dunkle Stellen. So ließ sich Ibrahim Rugova beispielsweise zueiner bestimmten Zeit mit dem jugoslawischen Diktator Milosevic ein oder fiel in diesenZusammenhang als Kritiker der Nato unangenehm auf. Dennoch galt er während seinerdritten Amtszeit als Präsident des Kosovo im Westen als Symbolfigur eines gewaltfreienKampfes der Kosovo-Albaner um ihre Unabhängigkeit und war entsprechend anerkannt.“Gandhi des Balkans”Die politische Geschichte des Kosovo als unabhängiger Republik ist eng mit dem Namen undder politischen Arbeit von Ibrahim Rugova verknüpft. Man nannte ihn wegen seiner Politikdes passiven Widerstandes später gar den “Gandhi des Balkans”. Seine Landsleute sahen ineinem meist moderaten Auftreten jedoch eine politische Schwäche. Rugova war in ihrenAugen zu passiv. Mancher nannte ihn sogar einen Verräter. Abwarten war eher IbrahimRugovas Haltung als ein leidenschaftliches Voranstürmen, wie es dem Temperament derKosovo-Albaner vielleicht eher entsprochen hätte. Man warf ihm gelegentlich vor, dasSchicksal seiner Landsleute, die anfangs in Flüchtlingslagern dahin vegetierten, sei ihmweniger wichtig gewesen als sein neuer Nobel-Wohnsitz. Solche Vorwürfe kratzten durchausam Image von Ibrahim Rugova, aber es gab keine Alternative zu ihm. Auch wenn seinAnsehen in der Bevölkerung nach solchen Vorwürfen sank, wählte man ihn anlässlich derersten freien Wahlen im Jahre 2001 wieder. Ab 2002 war Rugova amtierender und freigewählter Präsident des Kosovo, der zu diesem Zeitpunkt bereits unter dem Kuratel der UNOstand. Rugova liebte das gute Leben. Es war ihm schließlich von Geburt an in die Wiegegelegt worden. Als der Kettenraucher an Lungenkrebs erkrankte, überließ er das politischeAmtsgeschäft immer öfter anderen. Am 21. Januar starb Ibrahim Rugova in Pristina. Zudiesem Zeitpunkt konnte er durch drei wichtige Auszeichnungen seine politische Arbeitgewürdigt sehen. Bereits 1996 hatte Ibrahim Rugova die Ehrendoktorwürde der Sorbonneerhalten. Im Jahre 1998 wurde ihm vom Europäischen Parlament der Sacharow-Preis fürgeistige Freiheit zu erkannt. Im gleichen Jahr erhielt Rugova den Toleranzpreis der deutschenStadt Münster. Auch wenn die eigenen Landsleute so manchen Zweifel an ihm hatten: DasAusland schätzte Rugova als verlässlichen und politisch einschätzbaren Partner. In seinerAmtszeit als anerkannter und frei gewählter Präsident des Kosovo verfolgte Ibrahim Rrugovaeine Politik der engen Zusammenarbeit mit der Europäischen Union, ebenso hielt er es mitden USA.Vater der Kosovo-Nation2005 wurde Rugova daher er im Amt bestätigt. Im selben Jahr entging er einemBombenanschlag und gegen Ende des Jahres wurde seine Erkrankung bekannt. Die großeAnteilnahme der Kosovo-Albaner bei seinem Begräbnis zeigte, dass sie sich doch von Rugovagut vertreten gefühlt hatten. Auch internationale Politprominenz aus Slowenien, Kroatien,
3. Bosnien, Mazedonien, Montenegro und der Schweiz belegte seine große Bedeutung für dieunruhige Region. Die Albaner nennen Rugova heute den “Vater der Kosovo-Nation”. Nurselten sind Politiker unumstritten – aber was sie in den Augen der Zeitgeschichte letztlichbedeutend macht, ist das, was sie im Laufe ihrer Tätigkeit erreicht haben.Schlagwörter: Ibrahim Rugova, politikerLesen Sie mehr über Vater der Kosovo-Nation: Ibrahim Rugova
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Hau ab, rette lieber deinen Kopf

Untergetaucht im Kosovo: Renate Flottaus Tagebuch aus Pristina

Trotz der Aufforderung, das Land umgehend zu verlassen, trotz Anfeindungen serbischer Ultras und Todesdrohungen blieb die Belgrader SPIEGEL-Korrespondentin Renate Flottau, 54, nach Beginn der Nato-Bombardements gegen Jugoslawien im Kosovo. Der Kontakt zu Albaner-Führer Ibrahim Rugova, der ihr sein letztes unzensiertes Interview vor der erzwungenen Schutzhaft in serbischem Polizeigewahrsam gab, brachte Renate Flottau in eine gefährliche Situation. Hier ihre Notizen.

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MITTWOCH, 31. MÄRZ

In Pristina herrscht nach der siebten Nacht der Nato-Bombardements Anarchie. Auf den Straßen sind die gefürchteten "Tiger"-Kommandos des Serben-Tschetniks Arkan unterwegs bei der Hatz auf Albaner. Die serbische Polizei hilft mit bei den Vertreibungen. Sie durchkämmt systematisch albanische Wohnviertel.

Die Gerüchteküche der Horrormeldungen brodelt. Ein westlicher Radiosender berichtet, Albaner-Führer Ibrahim Rugova sei verwundet oder gar tot. Auch Fehmi Agani, ein enger Vertrauter Rugovas und mir bestens bekannt, soll ermordet worden sein. Stimmt das alles?

Mit Rugova habe ich noch vor zwei Tagen gesprochen. Es ging um die letzte Abstimmung unseres Interviews vom Wochenende. In dem hatte der Albaner-Führer, verzweifelt angesichts der Vertreibung seines Volkes aus dem Kosovo, an die Atlantische Allianz appelliert, jetzt alles auf eine Karte zu setzen "und notfalls mit einer totalen Zerstörung Serbiens zu drohen".

Also noch einmal ein Besuch bei Rugova. Mein Auto steht seit Beginn der Luftangriffe auf dem Parkplatz beim Grand Hotel. Das "40-P"-Zeichen auf dem Nummernschild signalisiert jedem Polizisten, daß der Besitzer des Wagens ein deutscher Medienvertreter ist. Sich mit solch einem Etikett jetzt durch Pristina zu bewegen wäre Wahnsinn.

Deshalb zu Fuß hinauf in das Albaner-Viertel Velanja, um die Gerüchte zu überprüfen. Es ist kurz vor elf Uhr. Die Straße vor Rugovas weißgetünchter Residenz wirkt merkwürdig leer und verlassen. Später erfahre ich, daß alle dort wohnenden Albaner am Morgen gewaltsam von serbischer Polizei vertrieben worden sind.

Erst nach langem Klingeln öffnet Rugova. Er ist bereit, auf meinen Kassettenrecorder eine Nachricht für die albanische Bevölkerung zu sprechen, daß er lebe und daß die Vertriebenen die Hoffnung auf eine bessere Zukunft nicht verlieren sollen.

Als ich gehen will, stürmt Rugovas Schwager ins Zimmer und legt den Finger warnend auf seinen Mund. Vorsichtig schleichen wir vom ersten Stockwerk die Treppen hinunter und beobachten hinter einem Mauervorsprung, wie Polizeiautos und gepanzerte Fahrzeuge sich dem Haus nähern und dann davor stoppen.

Zwei Dutzend Mann der serbischen Spezialpolizei springen heraus. Sie rütteln am Eisentor, reißen es schließlich brutal auf. Drei Uniformierte stürmen ins Haus und treiben uns alle im Erdgeschoß in einem Zimmer zusammen, das bisher für Pressekonferenzen diente.

Wir, das sind 17 Personen: Rugova, seine Frau Fana mit den drei Kindern, zwei Schwestern mit ihren Familien und Adnan K. Merovci, Rugovas Faktotum und Protokollchef, der zufällig an diesem Morgen im Haus des Albaner-Führers weilt. Von den sieben Kindern ist eines gerade acht Monate alt.

Es ist zwölf Uhr. Schweigend harren wir aus, während zwei Polizisten in Helmen und Panzerwesten ihre Gewehre drohend auf uns gerichtet halten. Ein dritter pöbelt Rugova an: "Ja, Herr Rugova, die Politik hat die Sache wohl versaut." Seine beiden Kameraden pfeifen ihn zurück: "Halt den Mund, das ist nicht unsere Aufgabe."

Mit einem Gewehrhieb wird die über dem Eingang hängende Überwachungskamera heruntergeschlagen. Was wird jetzt mit uns geschehen? Seit Tagen kursieren in Pristina Gerüchte über gezielte Liquidierungen durch Exekutionskommandos. Einer der Uniformierten stellt zwei Flaschen Limonade auf den Tisch: "Wir Serben sind auch nur Menschen", sagt er, fast entschuldigend.

Draußen rollen weitere gepanzerte Fahrzeuge vor. Holt man uns jetzt ab?

Dann, gegen 16.30 Uhr, trifft der Kommandeur der Spezialpolizei ein. Seine Anweisung ist kurz: Die Polizei besetzt die unteren Räume und den zweiten Stock. Wir stehen im ersten Stock "unter Polizeischutz", alle in einem einzigen Raum.

Flüsternd beraten Rugova und ich, daß es zu gefährlich sei, jetzt meine Identität als Journalistin zu offenbaren. Auch Adnan glaubt, ich sei eine Bekannte der Familie. Adnan wird von der Polizei zum "Vermittler" zwischen Rugova und seinen neuen "Beschützern" bestimmt.

Von draußen wird das Klirren von Fensterscheiben, das Zertrümmern von Türen vernehmbar. Die Polizei besetzt offenbar auch alle umliegenden Häuser.

Die Satellitenantenne wird abgetrennt, Fernsehkabel und Telefonleitung werden aus der Wand gerissen. "Habt ihr ein Radio?" werden wir angeherrscht. Wir verneinen. Mobiltelefone sind seit Beginn der Luftangriffe ohnehin nicht mehr funktionsfähig.

Dann läuft die serbische Propagandamaschinerie an. Radovan Urosevic vom serbischen Mediazentrum trifft mit einigen regimetreuen Kollegen ein. Rugova muß vor die Kameras treten und der Welt vortäuschen, er sei wohlauf und ein freier Mann. Jede andersartige Aussage würde vom Staatsrundfunk niemals gesendet. Und sie wäre für uns alle lebensgefährlich.

Sonderlich glücklich wirken unsere serbischen Beschützer bei alldem nicht. Sie hätten große Angst, gesteht einer, sowohl vor den Angriffen der Nato als auch vor einer möglichen Befreiungsaktion der noch in Pristina verbliebenen Albaner.

Um 19 Uhr wird, wie jeden Tag, der Strom in Pristina abgeschaltet. Auch Wasser gibt es nur stundenweise. Etwa 20 Flaschen füllt die Großfamilie Rugova tagsüber als Wasservorrat ab. Wir sitzen im Schein einer kalten Neonröhre, die Rugovas Sohn Menem, das Technikgenie, mit Batterien für eine Stunde am Leuchten hält. Dann wird die nächste Batterie-Kombination in Betrieb genommen, sie gleicht dem Flutlicht eines Fußballstadions.

Um 20 Uhr wird Rugova herausgerufen. Man schlägt ihm vor, am nächsten Morgen nach Belgrad zu fahren. Jugoslawiens Präsident Slobodan Milosevic will ihn sprechen, "um über eine Lösung der Krise zu beraten". Rugova willigt ein, halbherzig und im Bewußtsein, daß er keine andere Option hat.

Nachts schlafen wir auf dem Boden, zusammengepreßt wie Sardinen, einer neben dem anderen. Rugova dämmert auf der Couch vor sich hin, ein Handtuch über den Kopf ausgebreitet - eine alte Angewohnheit. Die Luftangriffe in der Nacht sind nicht allzu heftig, sie scheinen Zielen weit außerhalb des Stadtzentrums zu gelten.
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Vjetër 31-10-12, 19:32   #14
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Gabim Titulli: SPIEGEL-Interview mit dem albanischen Schriftsteller Ibrahim Rugova über den

DONNERSTAG, 1. APRIL

Rugova ist verärgert. Er wurde viel zu spät für die Abfahrt nach Belgrad geweckt. Wenn er schläft, schläft er gründlich - selbst wenn die Kinder bereits seit Stunden im Zimmer lärmen. Die Kinder sprechen nur Albanisch - im Jahr 1990 haben die Albaner im Kosovo damit begonnen, ihre eigenen Schulen in Privathäusern einzurichten; "Serbisch" ist für sie eine Fremdsprache.

Um 9 Uhr Abfahrt im BMW der serbischen Polizei. Rugova ist besorgt, wie die albanische Öffentlichkeit sein Treffen mit Milosevic aufnehmen wird.

Wir sitzen den ganzen Tag schweigend auf Sesseln und Stühlen. Rugovas Ehefrau Fana schneidet Brot vom Vortag und röstet es im Ofen. Alle essen von einem einzigen großen Blech. Dazu gibt es eine dünne Nudelsuppe aus dem Beutel.

Als Rugova gegen 18.30 Uhr zurückkommt, wirkt er sichtbar verstört. Milosevic hat ihn offenbar nur zu Propagandazwecken mißbraucht. Einen konkreten Vorschlag zu einer Friedenslösung machte er jedenfalls nicht.

Der irritierten Weltöffentlichkeit werden Bilder vom freundlich lächelnden Rugova im Gespräch mit Milosevic präsentiert. Tatsächlich, erzählt Rugova und will sich vor Empörung nicht einmal setzen, habe Milosevic geflucht wie ein "Scheunendrescher" - auf Clinton, die US-Vermittler Hill und Holbrooke, vor allem aber auf Bundeskanzler Schröder. Unter Helmut Kohl, so Milosevic, hätte die Nato niemals sein Land bombardiert.

Großherzig versprach der Serbenzar seinem Gast Rugova: "Kein Haar wird Ihnen gekrümmt, dafür sorgen unsere Leute." Rugova unterschrieb ein vorbereitetes Kommuniqué, wonach er ebenfalls eine Lösung mit "politischen Mitteln" befürworte.

Das sei doch nur "eine Phrase", erklärt er später bei einem Glas Whisky. Das bedeute nichts. Unter "politischen Mitteln" verstehe er nämlich die serbische Unterschrift unter die Vereinbarung von Rambouillet und die Absicherung der Kosovo-Autonomie durch Friedenstruppen. Im übrigen gibt er sich überzeugt, daß auch die westlichen Politiker seiner Unterschrift keinerlei Bedeutung beimessen werden.

Rugova ist nicht nur wütend, er wirkt an diesem Tag auch zutiefst deprimiert. Die Fahrt von Pristina nach Belgrad, durch leere Dörfer mit verlassenen Häusern, hat ihn schockiert. Nicht einmal ein Hund sei auf den Straßen zu sehen gewesen, sagt er entsetzt und fügt resigniert an: "Ich bin ein Präsident ohne Volk. Welchen Trumpf kann ich da gegenüber Belgrad noch ausspielen? Welchen Sinn macht es noch, als letzter Held in Pristina auszuharren?"

Er will Belgrad bitten, ihn und seine Familie aus humanitären Gründen unter sicherem Begleitschutz nach Skopje zu evakuieren. Dort, glaubt der Albaner-Führer, könne er die Entwicklung der Kosovo-Krise besser beeinflussen, auf seine Landsleute einwirken, daß sie wieder zurückkehren. Dort sitzen längst auch alle seine politischen Mitstreiter.

Rugova begreift nicht, wie die OSZE die Albaner so sang- und klanglos verlassen, sie den serbischen Metzgern schutzlos ausliefern konnte.

Bis ein Uhr früh hocken wir um einen großen Tisch. Gesprochen wird nur im Flüsterton. Einigen sinkt der Kopf vor Ermüdung auf die Tischplatte. Andere versuchen, die Stimmung durch ein paar lockere Scherze zu heben. Rugovas Sohn Menem singt: "Wir sind die letzten in der Stadt."
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Gabim Titulli: SPIEGEL-Interview mit dem albanischen Schriftsteller Ibrahim Rugova über den

FREITAG, 2. APRIL

Es wird zunehmend trostlos. Wir starren auf die Wände, wo die Auszeichnungen Rugovas hängen, auf das Gemälde eines christlichen Vorkämpfers namens "Bogdan", auf die große albanische Flagge, auf die Holztäfelung an der Decke. Ab und zu schieben wir die Jalousien etwas hoch, um zu sehen, ob der Polizeikordon immer noch in voller Besetzung auf der Straße steht. Keine Veränderung.

Einige von uns laufen nervös im Zimmer herum. Vorsichtig hören wir über Kopfhörer die ausländischen Radiosender ab. Rugovas Treffen mit Milosevic wird von den meisten ausländischen Medien als serbischer Propagandabluff gewertet.

Um elf Uhr wird die Telefonlinie wieder installiert. Doch die Polizei hört mit. Sie unterbricht jeden zweifelhaften Anruf. Adnan erreicht US-Botschafter Christopher Hill in Skopje. Er versucht, ihm die Situation zu umschreiben, hofft auf dessen Unterstützung. Doch der Amerikaner reagiert eher vage. Sollten die Serben Rugovas Transport an die Grenze organisieren, wolle er gern auf der anderen Seite warten.

Rugova widmet sich seinem Lieblingshobby: der Gesteinsvielfalt des Kosovo. Seine Mineraliensammlung ist riesig. Das Kosovo zähle aufgrund seiner Bodenschätze, sagt er stolz, zu den reichsten Ländern der Welt. Einige Kristalle, Smaragde und andere wertvolle Steine hat er in kleine Schraubgläser verteilt, aufgefüllt mit Wasser. Ein paar Tropfen davon im Gesicht, so predigt er, wirkten wie eine Verjüngungskur.

Adnan ruft im Kabinett von Milosevic an. Er bittet erneut um eine humanitäre Geste, um die sichere Ausreise nach Skopje. Doch Milosevic will die Gespräche in Belgrad fortsetzen.

Rugova kontert: Nur in Skopje, wo auch seine Berater und LDK-Mitglieder seien, könne er über eine Fortsetzung der Gespräche mit Milosevic oder gar eventuelle Vereinbarungen entscheiden. Man will zurückrufen.

Wir warten, natürlich vergebens. "Milosevic spielt mit mir jetzt Katz und Maus", erkennt Rugova verbittert. "Er will mich, wenn er die Welt mit unseren angeblichen Vereinbarungen genügend verwirrt hat, vor meinem Volk als Verräter diskriminieren." Doch noch fühlt sich Rugova als ein wertvolles Pfand: Nur wenn die Albaner einer neuen Gesprächsrunde zustimmen, könnte die Nato die Bombardierung stoppen.

Es gibt Suppe aus weißen Bohnen und ein kurzes Aufatmen: Die Deutsche Welle berichtet von einer Initiative der USA, Deutschlands, Frankreichs und Italiens, wonach man Rugova nebst Familie einlade, um seine "Freiheit" zu überprüfen. Doch es ist nur ein Strohfeuer, das schnell erlischt. Rugova kämpft mittlerweile mit einer aufkommenden Grippe. Wir nennen sie den "Milosevic-Virus".

Am Abend beraten wir über die Möglichkeit meiner Flucht. Doch jede Preisgabe meiner Identität wäre zu diesem Zeitpunkt viel zu riskant. Die Welt soll schließlich glauben, Rugova habe freiwillig um serbischen Schutz gebeten. Rugova glaubt noch immer an eine Ausreise nach Mazedonien. Dann soll ich, mit Kopftuch getarnt und einem Kind auf dem Arm, weiter als Familienmitglied agieren.


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